Von kleinen und von grossen Häusern / 2018
Medienübergreifende Gesamtinstallation in der Kunsthalle Arbon mit U-Bahnstation und fiktivem U-Bahnplan im Keller, Schau-Loft im OG, Infobüro im EG und Interventionen im Außenraum (Kooperation mit Pfelder), 2018
Von kleinen und grossen Häusern, Kunsthalle Arbon, CH / Kuratorin: Deborah Keller
www.kunsthallearbon.ch



Leuchtkästen, U-Bahnpläne, Broschüren, Fotografie, Bauplakat, Visierstangen, Tisch, Stühle, Holz, Metall, Teppich, Draht, Kabel, Licht; Maße: gesamte Kunsthalle (UG, EG, OG plus Außenraum)

Die spezifischen künstlerischen Interessen von Simone Zaugg und Pfelder haben in der städtebaulichen Situation von Arbon impulsgebenden Widerhall gefunden. Mit einer mehrteiligen und medienübergreifenden Ausstellung werfen sie am Exempel der ehemaligen Industriestadt hochaktuelle Fragen rund um die Themen Raumplanung und Wohnkultur, privaten und öffentlichen Raum auf.
Besucherinnen und Besucher finden sich zunächst in einem Wald aus Bauprofilen wieder, der fast das ganze Erdgeschoss der Kunsthalle einnimmt und die oft rasant unübersichtliche Bautätigkeit, die allerorts stattfindet, pointiert. In einer Nische ist zudem eine Videoarbeit zu entdecken, in der sich eine schwarz gekleidete Figur mit, in und um modernistische Architekturen sportlich betätigt, während eingeblendete Satzfragmente denkmalpflegerische und raumplanerische Dimensionen eröffnen und hinterfragen. Ein Immobilienbüro kündigt im EG verheißungsvoll eine Musterwohnung mit Seeblick an, die im kleinen Zimmer im ersten Stock besichtigt werden kann. Man fragt sich, ob nun auch die Kunsthalle Arbon dem Trend zum Wohnen im «Industrial Chic» geopfert wird und inwiefern sich in solchen Umnutzungsprojekten finanzielle Interessen, individuelle Sehnsüchte oder Imageansprüche, praktische, ästhetische und machtpolitische Faktoren die Waage halten. Mit einer vermeintlichen U-Bahnstation wird Arbon schließlich an das internationale Netz der rasanten Mobilität angeschlossen und das Publikum ins Untergeschoss der Halle geführt. In Form von großformatigen Plakaten, wie sie in der Regel auf Zugperrons für allerlei Produkte werben, stellen Simone Zaugg und Pfelder hier Aktionen und Kunstwerke vor, die sie beide in den letzten fünfzehn Jahren zum Thema Haus und Wohnen realisiert haben. Der Keller der Kunsthalle wird so zum Denkraum, in dem die Bedeutung des «Hausens» in gesellschaftlicher, kultureller und politischer Hinsicht verhandelt wird.
Mit solchen und weiteren Interventionen, die auch den Außenraum der Kunsthalle einschließen, lassen die Künstler die Grenze zwischen Kunst und Realität durchlässig werden, um das Bewusstsein für die bauliche Entwicklung unserer Umgebung zu schärfen.


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