Blowin' / 2010
Installation im ehemaligen Militär-Hamam von Canakkale, TUR, 2010
2. Canakkale Biennal, Fictional Realities / Transformations, Ausstellungsorte im Stadtraum von Canakkale, 2010
Kuratoren: Denizhan Özer, Seyhan Boztepe / Public Space / Katalogzeitung
www.canakkalebienali.com


Sand, Salz, Texte, Ventilator

Die sprachliche Begegnung der beiden Journalisten und Schriftsteller Kurt Tucholsky und Mehmet Ünal, die sich in Wirklichkeit nie getroffen haben, wird in der Installation Blowin‘ als flüchtig vergänglicher Moment inszeniert. Im leerstehenden Militär-Hamam mit unverglasten, aber vergitterten Fenstern wird eine Sanddüne, die von der Zimmerecke aufgehalten wird, zur Berg- und Schneelandschaft. Fremd sein, Migration, Grenzen, Hindernisse. Oder Wurzeln schlagen, Dasein, Heimat, Freiheit.
Drei Sätze an den Wänden, Zitate von Tucholsky und Ünal, verdeutlichen die menschliche Suche nach einem Ort zum Leben, der ihnen mehr bedeutet, als das, was man zum Überleben braucht:
„Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick.“ (Tucholsky / Ünal)
„Reisen. Reisen. Die Wurzeln schleifen, blasse, dünne Fäden, die so gerne trinken wollen und einen Boden suchen, der ihnen schmeckt.“ (Tucholsky)
„Du weißt nicht, wie es ist, überall ein Fremder zu sein.“ (Ünal)
In der Hafenstadt Canakkale ist Migration seit dem antiken Griechenland ein geografisch und politisch bedingtes Thema. Früher brachten Wegzölle, Lotsen- und Schutzgebühren der Region Reichtum. Heute bedeutet Arbeit und „Reichtum“ zu finden für viele Menschen, die Heimat zu verlassen und mit dem Wind dorthin zu gehen, wo sie gebraucht werden.


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